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Wissenswertes zum Thema energetisches Sanieren und Modernisieren

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Mit dem Krieg in der Ukraine ist ein immer schon dagewesenes Argument für ein energetisches Quartierskonzept erneut und mit starker Vehemenz in den Fokus gerückt: Wie machen wir uns unabhängiger von Energieimporten aus Staaten, die von zweifelhaften Autokraten gelenkt werden?
Der konsequente Verzicht auf fossile Energieträger und fossile Stromerzeugung führt in Kombination mit einem lokalen Ausbau erneuerbarer Energien nicht nur zu der gewünschten Reduktion von klimaschädlichen Treibhausgasen, sondern leistet einen unverzichtbaren Beitrag zu mehr energetischer Autonomie und politischer Handlungsfähigkeit unseres Staates.
Erste Berechnungen haben bereits gezeigt, dass bei vollständiger Nutzung der Dachflächen und der Südfassaden der Gebäude in der Südstraße Osnabrück eine Peakleistung von mehr als 400 kW an Photovoltaikmodulen installiert werden kann. Damit lassen sich nach ersten Schätzungen rund 350.000 kWh pro Jahr an Strom erzeugen. In den Sommermonaten wird voraussichtlich mehr Strom erzeugt, als in den Wohnungen der Gebäude aktuell verbraucht wird. (Um den tatsächlichen Strombedarf aller Wohnungen zu ermitteln, hilft uns der Onlinefragebogen.) Mithilfe eines Stromspeichers lassen sich auch Nachtverbräuche in den Wohnungen abdecken. Weiterhin ist zu erwarten, dass über die Haushaltsstromabdeckung hinaus in den Sommermonaten weitere Strommengen zur Verfügung stehen, die für den Betrieb einer Wärmepumpe oder auch zum preiswerten Laden von E-Fahrzeugen genutzt werden können.
Eine Wärmepumpe wird mit elektrischem Strom betrieben. Der elektrische Strom wird genutzt, um „Umweltwärme“ aus der Umgebung zu entziehen und für Heizzwecke verfügbar zu machen. Je niedriger dabei die Vorlauftemperatur der Heizung und je höher die Temperatur der Wärmequelle (Luft oder Wasser) desto weniger Strom wird für die gleiche Heizleistung benötigt. Große Teile der heute benötigten Erdgasmenge, welche derzeit auf Basis vorhandener Gaskessel zur Heizwärme- und Brauchwasserbereitung genutzt wird, könnte zukünftig unter Nutzung von großen Teilen Umweltwärme durch eine Wärmepumpe eingespart werden. Diese Form der Wärmeerzeugung ist nicht nur sehr effizient, sondern kann große Teile des aktuellen Gasbezuges verdrängen. Das ist nicht nur deutlich klimaschonender, sondern führt auch zu einer stärkeren Energieunabhängigkeit und schützt somit vor zukünftigen Preissteigerungen beim Gas. Bereits heute besteht der Strom aus der Steckdose zu etwa 50 % aus erneuerbaren Erzeugungsanlagen und wird immer klimaschonender hergestellt. In den Sommermonaten könnte auch der Überschuss aus einer etwaigen Solaranlage vom eigenen Hausdach für die Wärmepumpe genutzt werden.

Um ein behagliches Raumklima zu haben, müssen Gebäude beheizt werden. Die zugeführte Wärme wird über die Umschließungsflächen des Gebäudes (Dach, Wand, Fenster …) und durch Luftaustausch an die Umgebung abgeführt und geht verloren. Je besser die einzelnen Bauteile gegen Wärmeverluste geschützt werden, desto weniger Heizenergie muss man dem Gebäude zuführen. In den letzten 30 Jahren haben sich die Neubauauflagen an den Wärmeschutz von Gebäuden erheblich gesteigert. Moderne neu errichtete Gebäude benötigen heute weniger als ein Fünftel des spezifischen Energiebedarfes der Südstraße und haben damit kaum noch Heizkosten. Im Rahmen des Quartierskonzeptes werden wir Maßnahmen erarbeiten, wie sich der Gebäudewärmeschutz auch in der Südstraße optimieren lässt. Mit einem verbesserten Wärmeschutz geht auch ein Komfortgewinn einher. Kondensation und Schimmelbefall können vermieden werden, die Räume werden viel behaglicher und Zugerscheinungen aufgrund von kalten Bauteilen können vermieden werden.
Mit dem aktuellen Beschluss der Europäischen Kommission zum faktischen Verbot von Verbrennungsfahrzeugen ab 2035 sind die Weichen gestellt. Elektrofahrzeuge werden zukünftig einen immer größeren Anteil unserer Mobilitätsbedürfnisse im Individualverkehr decken. Wer zukünftig über Parkmöglichkeiten mit eigener oder gemeinschaftlicher Ladeinfrastruktur verfügt, ist somit im Vorteil. Noch vorteilhafter ist es allerdings, wenn es gelingt, zumindest teilweise den sehr preiswerten Strom vom Hausdach für die Beladung der E-Fahrzeuge zu nutzen. Man nennt dies solares Überschussladen, welches aktuell Einfamilienhausbesitzern mit eigener Wallbox und PV-Anlage vorbehalten ist.
Bereits heute wird deutlich, dass sich das Quartier in der Südstraße gut für eine gemeinsame Energieversorgung eignet. Erhebliche Anteile des örtlichen Bedarfs könnten über eine gemeinsame Photovoltaikanlage bereitgestellt werden, andere Teile könnten durch effiziente Energienutzung und Reduktion der Gebäudewärmeverluste vermieden werden. Die gemeinsame Versorgung aus einer Photovoltaikanlage und der gemeinsame Betrieb von Wärmepumpe, Wallbox und Speicher bietet zahlreiche Vorteile. Er verändert damit das Bild einer abhängigen Versorgung und das Angewiesen-Sein auf Strom- und Gaslieferungen hin zu einer größeren Unabhängigkeit, die letztlich auf dem zumindest teilweise örtlich bereitgestellten erneuerbaren Strom basiert. Im Rahmen des Konzeptes werden wir hier Maßnahmen und deren Auswirkungen erarbeiten. Die Idee dahinter ist, dass möglichst alle, sofern sie dies wünschen, an dieser örtlichen Versorgung teilhaben oder zumindest den Strom aus der örtlichen Solaranlage beziehen können. Diese Versorgung ist auch unter dem Begriff Mieterstrom bekannt. Der Gesetzgeber hat im erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) dafür eine eigene Förderung vorgesehen. Eine mögliche Organisationsform, durch die möglichst viele Menschen demokratisch am Prozess und den Erzeugungsanlagen beteiligt werden, ist die Genossenschaft. Das beigefügte Video zeigt am Beispiel einer Kleinstadt, wie eine Genossenschaft organisiert ist.

Auch wenn es auf den ersten Blick einleuchtend und einfach erscheint, den Strom vom Hausdach zu nehmen und einfach an die Mieter zu liefern, so sind auf den zweiten Blick doch ein paar Fallstricke zu erkennen: Wie erfolgt die Abrechnung? Wer kauft den Zusatzstrom aus dem Netz? Was ist bei einem Bewohner, der weiterhin von seinem alten Versorger beliefert werden will? Was ist mit Berichts- und Anzeigepflichten gegenüber den Behörden? – und weitere Themen. Daher werden viele Mieterstromkonzepte entweder an Dienstleister vergeben, die bestimmte Aufgaben z. B. das Messwesen übernehmen, oder auch an externe Betreiber, die alle Aufgaben und Risiken übernehmen und bei Bedarf sogar in die Anlage investieren. Wenn sie dies wünschen, helfen wir Ihnen hier, einen Überblick zu bekommen und die für sie geeignete Betriebsform zu erkennen.